Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Handy? Bei den meisten Menschen verklärt sich bei dieser Frage der Blick und sie fangen an zu lächeln. Ja, damals war alles anders, zu einer Zeit als die Displays noch winzig und natürlich nur einfarbig waren und man noch seinen Kumpel über das Wochenende besuchen konnte, ohne das Ladegerät mitzunehmen. Jene Zeit erscheint heute weit entfernt, dabei sind seit damals doch kaum 2 Jahrzehnte vergangen. Zugegeben, im Vergleich zu modernen Smartphones waren die Retro Handys primitiv und doch hängen die meisten Menschen irgendwie daran, weil sich an die alten Geräte angenehme Erinnerungen knüpfen.
Waren Sie nicht stolz auf Ihr erstes Handy? Sie haben es Ihren Eltern, Freunden und der Freundin präsentiert. Ein Handy zu haben war cool, denn damit waren Sie jederzeit erreichbar. An WhatsApp und Co. war damals noch nicht zu denken und alles drehte sich um die 160 Zeichen, die in den Rahmen einer SMS passten. Wie fing das alles eigentlich an?
Inhalt
Die Geschichte des Handys
Smartphones sind heute zum unverzichtbaren (und manchmal nervigen) Begleiter der meisten Menschen geworden. Ständig klingeln, piepsen oder blinken sie und wollen andauernd geladen werden. Selbst Kinder in der Grundschule tragen die Geräte schon mit sich herum. Einst waren sie jedoch nicht mehr als eine Utopie und später dann Statussymbole, die zeigten, wie reich und bedeutend der Besitzer war.
Vorgeschichte
Die Geschichte der Handys reicht weiter zurück, als viele es vermuten. Bereits 1926 gab es in den Zügen der Deutschen Reichsbahn und der Reichspost auf der Strecke Hamburg – Berlin einen mobilen Telefonservice, der jedoch ausschließlich Reisenden der 1. Klasse vorbehalten war. Der Zweite Weltkrieg setzte der Entwicklung vorläufig ein Ende und der Schwerpunkt des Geschehens verlagerte sich in die USA. Dort kamen 1946 die ersten Autotelefone in Gebrauch.
In Deutschland waren die ersten derartigen Geräte seit 1958 auf dem Markt erhältlich. Die Funktechnik verwendete noch Vakuumröhren und die Autotelefone waren fest im Fahrzeug verbaut, da sie zu groß und schwer waren, um sie mit sich herum zu tragen. Die Telefone kosten fast die Hälfte des Neupreises eines guten Wagens und waren nur wenigen Prominenten und Geschäftsleuten vorbehalten. Die Gespräche wurden mit der Hand im sogenannten A-Netz vermittelt.
Die ersten Handys
Für lange Jahre geschah auf dem Gebiet der Mobilfunktechnik nichts wesentlich Neues. Das bereits bestehende Netz wurde immer weiter ausgebaut und bald wurde die automatische Vermittlung von Gesprächen eingeführt. Der entscheidende Wurf gelang dem US-amerikanischen Unternehmen Motorola. Dort gelang es 1973 einem Team von Entwicklern den Prototypen eines Mobiltelefons zu konstruieren. Dazu kombinierten sie Teile von UKW Radios mit einem leistungsfähigen Metall-Hydrid Akku.
Das Gerät wurde 1975 in den USA patentiert, war aber noch weit von der Marktreife entfernt. Die erfolgte erst 1983, als die Firma das erste kommerzielle Mobiltelefon der Welt, das Motorola DynaTAC 8000x, der Öffentlichkeit vorstellte. Das Gerät wog mehr als 1 Kilogramm und der Akku erlaubte eine Gesprächszeit von maximal 20 Minuten.
Gleichzeitig wurde in Deutschland das Mobilfunknetz immer weiter ausgebaut. Seit 1985 gab es das C-Netz, das zwar noch analog war, jedoch wegen der kleineren Zellen eine geringere Sendeleistung der Handys erforderte. Die Geräte begannen zu schrumpfen. Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre wurde in Deutschland das digitale Mobilfunknetz (D-Netz) aufgebaut. Es gab 2 Netze, das D1 Netz mit dem Betreiber DeTe Mobil (Deutsche Telekom Mobilfunk) und dem D2 Netz mit dem Betreiber Mannesmann Mobilfunk.
Diese Netze benutzten den Mobilfunkstandard GSM. Im Jahre 1992 kam in Deutschland das erste, GSM-fähige Handy, das Motorola International 3200 auf den Markt (Spitzname Knochen, wegen seiner Form), um noch im selben Jahr vom Handy Nokia 1011 gefolgt zu werden. Die Modellbezeichnung 1011 leitet sich vom Datum der Markteinführung, dem 10. November 1992, ab.
Wie es weiter ging
Im Jahre 1994 stellte Motorola das erste Klapphandy vor, das Motorola MicroTAC. Das deutsche Unternehmen Siemens stellte 1994 mit dem Siemens S3 das erste Handy vor, das SMS senden und empfangen konnte. Der Nokia 9000 Communicator war das erste Smartphone, das für den kommerziellen Einsatz geeignet war. Es vereinte Telefon und Organizer in einem Gerät. Das Siemens S10 erblickte 1997 das Licht der Welt. Es war das erste Mobiltelefon überhaupt mit einem Farbdisplay. Ein Jahr später brachte Nokia das Modell Nokia 5110 auf den Markt, das erste Handy, das für den Massenmarkt geeignet war.
Im nächsten Jahr setzten die Finnen noch eins drauf und stellten das WAP-fähige Nokia 7110 vor, das erste Handy mit Zugang zum mobilen Internet. Das neue Jahrtausend läutete der schwedische Hersteller Ericsson mit dem ersten Handy mit integrierten Bluetooth, dem Ericsson T36, ein. Der japanische Konzern Sharp entwickelte im selben Jahr das erste Handy mit integrierter Kamera. Das Modell wurde allerdings nur in Japan auf den Markt gebracht. Anders war das mit dem Nokia 8310. In diesem Gerät wurde erstmals ein Radio verbaut, es legte das Fundament für die heutigen Multimedia-Geräte. Das Jahr 2002 sah gleich 3 Premieren auf dem Gebiet der Mobilfunktechnik:
- Ericsson P800, erstes Handy mit Farb-Touchscreen
- Nokia 7650, erstes Handy mit Kamera für den Massenmarkt
- Motorola A830, erstes UMTS (3G) Handy für den europäischen Markt
Im Jahr 2003 kam das Nokia 3650 heraus, das erste Mobiltelefon, das mit einer Videokamera ausgestattet war. Noch im gleichen Jahr erschien das Nokia 1100, das zum bisher größten Verkaufserfolg wurde. Weltweit wurden 250 Millionen Geräte dieses Modells verkauft. 2004 brachte Samsung das SGH-Z105 heraus, das erste Handy, mit dem Videocalls gemacht werden konnten. Das SCH-B710 aus dem Jahr 2007 desselben Herstellers besaß als erstes Gerät ein 3D Display und eine 3D Kamera. 2007 war auch das Geburtsjahr des iPhones. Die Firma HTC aus Taiwan stellte 2008 mit dem HTC Dream das erste Handy mit Android Betriebssystem vor.
Einige der wichtigsten Hersteller von Retro-Handys
Manche der Firmen sind auch heute noch bedeutende Hersteller im Bereich Mobilfunk, andere dagegen haben ihren Schwerpunkt auf andere Gebiete verlagert oder fusionierten mit verschiedenen Unternehmen oder früheren Konkurrenten.
Motorola
Das US-amerikanische Unternehmen wurde 1928 gegründet und gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet des Mobilfunks. Das erste Mobiltelefon der Welt wurde von Motorola 1973 entwickelt und 1983 der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahr 2011 teilte sich der Konzern in 2 Sparten: Motorola Solutions und Motorola Mobility. Letzterer Bereich stellt Motorola Mobiltelfone her. Motorola Mobility wurde 2012 von Google übernommen, das es 2014 an die chinesische Firma Lenovo weiterverkaufte. Die Marke Motorola besteht jedoch heute noch. Eines der erfolgreichsten Modelle war die Baureihe Motorola RAZR, seinerzeit beliebte Smartphones.
Nokia
Die Wurzeln des finnischen Unternehmens reichen bis in das Jahr 1865 zurück. Damals stellte Nokia Papier und eine Vielzahl von verschiedenen Gebrauchsgütern her, darunter Gummistiefel und Fahrradreifen. Der Einstieg in den Markt für mobile Telekommunikation begann 1981 mit der Entwicklung von Autotelefonen für den skandinavischen Markt. Von 1998 bis 2011 war Nokia Marktführer bei der Herstellung von Mobiltelefonen. Das Unternehmen entwickelte sein eigenes Betriebssystem für seine Mobiltelefone. Seit 2011 gingen die Absatzzahlen zurück und 2014 erfolgte der Verkauf an die Microsoft Corporation, die seitdem die Handys als Windows Phone mit verschiedenen Versionen des Betriebssystems Windows Mobile vertreibt.
Ericsson
Die schwedische Firma wurde bereits 1876 gegründet und existiert heute noch. Ihre Produkte sind jedoch in der Hauptsache für Geschäftskunden wie zum Beispiel Mobilfunkanbieter bestimmt. In Deutschland ist Ericsson seit 1950 vertreten. Der Firma gelang es 1990, die Genehmigung für den Ausbau des D2-Netzes zu erhalten. Nach der Jahrtausendwende gab es eine Rezession in der Mobilfunkbranche, von der Ericsson besonders hart getroffen wurde. Im Jahr 2000 kam es zu einem verheerenden Brand bei einem wichtigen Zulieferer in den USA. Insider vermuten dahinter den Grund zu einem Joint-Venture mit Sony zur Firma Sony Ericsson. Dieses Unternehmen bestand bis 2012, dann kaufte Sony die Anteile von Ericsson auf und bringt seit diesem Zeitpunkt die Geräte unter seinem eigenen Logo und Namen auf den Markt.
Sony
Die japanische Firma wurde 1946 gegründet und zählt bis heute zu einer der größten Elektronikfirmen der Welt. Der Schwerpunkt des Konzerns liegt im Bereich Unterhaltungselektronik. In der Sparte Mobiltelefone ist Sony seit der Mitte der Neunziger Jahre aktiv. Anfangs arbeitete das Unternehmen mit Siemens zusammen und entwickelte die Akkus für die Siemens Handys. Die Zusammenarbeit wurde 1998 beendet und 2001 wurde das Joint-Venture Sony Ericsson gegründet, das bis 2012 bestand. Seitdem produziert und vermarktet Sony Mobiltelefone unter seinem eigenen Namen.
Siemens
Der deutsche Elektronikkonzern wurde bereits 1847 gegründet. Lange Zeit war Siemens ein Begriff auf dem Markt für Mobiltelefone. Das Modell C1 gehörte 1985 zu den ersten Handys, die in Deutschland auf den Markt kamen. Die Firma entwickelte unter anderem das erste Handy mit Farbdisplay und das erste Handy in der Bauform „Slider“. Nachdem die Verkaufszahlen immer weiter zurück gangen, verkaufte Siemens 2005 seine Handyfertigung an die Firma BenQ aus Taiwan. Seitdem gibt es keinen deutschen Hersteller von Mobiltelefonen mehr. Ein Jahr später meldete BenQ übrigens Konkurs an.
Retro Handys
Bestimmt werden Sie sich noch an das eine oder andere der weiter unten aufgeführten Modelle erinnern können. Obwohl sie von der technischen Entwicklung schon längst überholt sind, sind einige von ihnen heute zu begehrten Sammlerstücken geworden, die bei Versteigerungen hohe Preise erzielen. Zu den bekanntesten Modellen gehören unter anderem:
Motorola DynaTAC 8000x
Das erste Handy der Welt wurde 1983 der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wiegt knapp 800 Gramm und hat beinahe die Abmessungen eines Ziegelsteins. Das Telefonbuch konnte 30 Nummern speichern und der Akku erlaubte eine Sprechzeit von einer Stunde. Bei der Markteinführung in den USA kostete es knapp 4.000 US Dollar. Inflationsbereinigt sind das heute etwas mehr als 7.000 Euro.
Als das Motorola DynaTAC 8000x in Deutschland verkauft wurde, war das Land gespalten und niemand ahnte, das in wenigen Jahren die Wiedervereinigung kommen würde. Der Kalte Krieg war auf seinem Höhepunkt. Die gefälschten Hitler-Tagebücher machten Furore und Udo Lindenberg brachte seinen Hit „Sonderzug nach Pankow“ heraus. Der bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß vermittelte einen Milliardenkredit an die marode DDR.
Nokia 8110
Das Handy war unter dem Spitznamen „Banane“ bekannt und war ein wichtiges Requisit im Kultfilm „Matrix“. Es wog ungefähr 145 Gramm. Wenn die Tastatur nicht benötigt wurde, war sie mit einem Deckel geschützt, der nach unten aufgeklappt werden konnte. Dadurch kam beim Sprechen das Mikrofon näher an den Mund. Das Display war einfarbig (monochrome) und das Handy konnte SMS senden und empfangen.
Das Nokia 8110 kam 1998 auf den Markt. International machte zu dieser Zeit die Sex-Affäre des US-Präsidenten Bill Clinton von sich reden. In diesem Jahr fand die Fußballweltmeisterschaft in Frankreich statt, die die Gastgeber gewannen. In Deutschland fand durch die Wahl von Gerhard Schröder als Bundeskanzler die Ära Kohl ein Ende und die Leute diskutierten heftig über die Einführung der Rechtschreibungs-Reform.
Ericsson T28
Das Handy wurde in Deutschland ab dem Jahr 1999 verkauft. Es gehört zur Kategorie der Klapphandys und wiegt nur etwas mehr als 80 Gramm. Damit war es seinerzeit eines der kleinsten und leichtesten Handys auf dem Markt und konnte besonders in den USA ausgezeichnete Verkaufszahlen erzielen. Charakteristisch für das Ericsson T28 ist der kurze Antennenstummel, der fest mit dem Gerät verbunden ist. Das Handy war eines der ersten mit einem Lithium-Polymer Akku.
International machte die Terrorgruppe Al Quaida zum ersten Mal auf sich aufmerksam und bekannte sich zu den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia. Die deutsche Regierung zog von Bonn nach Berlin. Im August konnte eine totale Sonnenfinsternis beobachtet werden und es kam zu wilden Spekulationen und düsteren Prophezeiungen über die kommende Jahrtausendwende.
Motorola StarTAC
Das Mobiltelefon wurde 1996 auf den Markt gebracht und war das erste echte Klapphandy der Welt. Seinerzeit war es mit einem Gewicht von 88 Gramm eines der kleinsten und leichtesten Handys auf dem Markt. Als eines der ersten Handys war es mit einem Vibrationsalarm ausgestattet. Das Modell wurde insgesamt mehr als 60 Millionen Mal verkauft. Spätere digitale Modelle konnten SMS senden und empfangen, während die ersten analogen Geräte dazu noch nicht in der Lage waren.
Im Jahre 1996 wurde Deutschland durch den Sieg über Tschechien im Endspiel zum dritten Mal Europameister im Fußball. Im selben Jahr verlor der Boxer Henry Maske seinen letzten Kampf und nahm Abschied von seiner Karriere als Profiboxer. In Großbritannien gelang es Wissenschaftlern zum ersten Mal, ein Säugetier zu klonen. „Dolly the sheep“ wurde weltberühmt.
Motorola 4500x
Das Gerät kam um das Jahr 1988 auf den Markt. Das Motorola 4500x als Mobiltelfon zu bezeichnen, wäre ein Witz gewesen, da das Gerät so groß wie ein Ziegelstein ist und etwa 3,5 Kilogramm wiegt. Es besteht im Grunde genommen nur aus einem klobigen Behälter mit dem Akku und den elektronischen Bauteilen, an dem ein Handset mit einem Spiralkabel befestigt ist. Dadurch braucht beim Telefonieren nicht das ganze Gerät ans Ohr gehalten zu werden. Die Tastatur besteht aus einfachen Nummerntasten ohne Buchstaben, da es damals noch keine SMS gab. Das Display konnte nur Zahlen anzeigen.
International begann 1988 der Rückzug der Sowjets aus Afghanistan und der erste Golfkrieg zwischen Irak und Iran endete. In Kanada fanden die XV. Olympischen Winterspiele statt. Nach der Sowjetunion gewann die DDR die meisten Goldmedaillen. In der Bundesrepublik fand die Fußball-Europameisterschaft statt, die von den Niederlanden gewonnen wurde. Steffi Graf erlebte einen großen Erfolg und gewann als erste Deutsche alle 4 Grand-Slam-Turniere.
Motorola MicroTAC
Das Gerät wurde in Form von verschiedenen Modellen über nahezu ein Jahrzehnt gebaut. Es war eines der ersten Klapphandys der Welt. Es wurde allerdings nach unten aufgeklappt und der untere Teil enthielt das Mikrofon. Seinerzeit wurde es als „Handy für die Hosentasche“ vermarktet, weil es im Vergleich zu seinen Vorgängermodelle, dem Motorola DynaTAC 8000x geradezu winzig war.
Das Jahr 1889, in dem das Motorola MicroTAC auf den Markt kam, ging als „deutsches Schicksalsjahr“ in die Geschichte ein. Die Mauer fiel und die Menschen in Ost und West lagen sich in den Armen. Die Wiedervereinigung des seit Kriegsende geteilten Landes begann und konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Nokia 2110
Das Handy wurde in Deutschland 1995 erstmals im Handel angeboten. Seinerzeit gehörte es zu den Spitzenmodellen und war leistungsfähiger als die Geräte anderer Hersteller. Das Nokia 2110 war das erste Handy mit dem bekannten Nokia-Klingelton. Es ist mit einem internen Speicher ausgestattet und kann jeweils die 10 letzten gewählten Nummern, Anrufe in Abwesenheit und empfangene Anrufe anzeigen. Das Handy kann SMS senden und empfangen.
Zu dieser Zeit tobte im ehemaligen Jugoslawien der Bürgerkrieg. Die Nato griff im August ein, um das Blutvergießen möglichst rasch zu beenden. Innenpolitisch war 1995 kaum durch große Ereignisse gekennzeichnet. Die Bands „Die Ärzte“ und „Die Fantastischen Vier“ waren mit Songs in den Hitparaden vertreten. Der Film „Forrest Gump“ gewann einen Oscar.
Nokia Mobira Cityman 900
Die finnische Firma Nokia brachte seit 1982 transportable Telefone auf den Markt. Das erste Nokia Mobiltelefon überhaupt hätte man jedoch schwerlich ein Handy nennen können. Das Autotelefon Nokia Mobira Senator konnte zwar im Prinzip auch getrennt vom Fahrzeug benutzt werden, mit einem Gewicht von nahezu 10 Kilogramm war es jedoch wahrlich kein Leichtgewicht. Sein Nachfolger, der Nokia Mobira Cityman 900 war dagegen ein Sprung in eine neue Dimension. Mit einem Gewicht von weniger als 800 Gramm ist er im Vergleich zu seinem Vorgänger ein Fliegengewicht und das erste wirklich kompakte Mobiltelefon von Nokia.
Das analoge Gerät kam 1987 auf den Markt. In Finnland wurde es nur „Gorba“ genannt, weil der damalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow einen Nokia Mobira Cityman 900 während einer Pressekonferenz benutzte, um damit Moskau anzurufen. Das Gerät hat nur Nummern- und Funktionstasten, weil es noch keine SMS gab. Neben der Ladeanzeige des Akkus wird auch die letzte gewählte Nummer und die Gesprächsdauer angezeigt.
Das Jahr 1987 war ereignisreich. Große Dinge warfen ihre Schatten voraus. Die (noch) geteilte Stadt Berlin feierte ihr 750. Jubiläum, sowohl im Osten als auch im Westen, Honecker kam zu einem Staatsbesuch nach Bonn und Ronald Reagan forderte in Berlin in einer berühmten Rede Gorbatschow auf, die Mauer abzureißen. Damals ahnte noch keiner, dass das 2 Jahre später tatsächlich passieren würde.
Motorola International GSM 1000
Das Gerät kam im Jahr 1992 erstmals auf den Markt. Dabei handelte es sich jedoch nicht um ein Mobiltelefon, sondern um einen Vorläufer, ein sogenanntes Porty. Das sind Autotelefone, die nicht fest eingebaut sind, sondern mit ein paar Handgriffen aus der Halterung gelöst und auch unterwegs benutzt werden konnten. Bei einem Gewicht von mehr als 2,5 Kilogramm war das aber ziemlich mühsam. Das Motorola International GSM 1000 war eines der ersten Telefone, das im neuen D-Netz der Telekom benutzt werden konnte. Die Sendeleistung des Telefons beträgt 8 Watt.
Das Jahr 1992 brachte einige bedeutende Ereignisse mit sich. Gleich zu Jahresbeginn wurden die Maastrichter Verträge unterzeichnet und die EU dadurch zur Realität. Erich Honecker wurde bei seiner Rückkehr aus Moskau, wo er sich in die chilenische Botschaft geflüchtet hatte, auf dem Flughafen in Berlin verhaftet. In den USA wurde Bill Clinton zum Präsidenten gewählt.
Nokia 9000 Communicator
Das Gerät wurde in Deutschland ab 1996 angeboten und war das erste einer ganzen Baureihe. Das Nokia 9000 Communicator war der Urahn der modernen Smartphones, weil er eine für seine Zeit sehr üppige Ausstattung hatte. Mit dem Gerät konnten sowohl SMS als auch Emails und sogar Faxe versendet werden. Zur Ausstattung gehört ein eigener Webbrowser, mit dessen Hilfe man mobil im Internet surfen konnte. Zu jener Zeit hatten selbst viele Desktop PCs noch keinen Zugang zum Internet. Zur Ausstattung gehört auch ein umfangreiches Paket an Büro-Programmen, so dass der Nokia 9000 Communicator ein Büro im Hosentaschenformat ist. Das erste Gerät war noch in der klassischen Barrenform gehalten, die Nachfolger konnten wie ein Laptop aufgeklappt werden und verfügten über eine vollwertige QWERTZ-Tastatur.
Im Jahr 1996 legte das Bundesverfassungsgericht fest, dass die 1945 bis 1949 in der damaligen sowjetischen Besatzungszone vorgenommen Enteignungen rechtskräftig sind und nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Der Immobilienspekulant Jürgen Schneider, der Schäden in Milliardenhöhe verursacht hatte, wurde von den USA nach Deutschland ausgeliefert und Greenpeace stellte das erste Dreiliter-Auto der Welt, den Twingo Smile, auf der Basis des Renault Twingo, vor.
Nokia 7110
Die Einführung des Nokia 7110 war von Pannen begleitet, weil sie sich durch Fehler im Betriebssystem mehrfach verschob. Erst ab 1999 kam es in größeren Stückzahlen in den Handel. Charakteristisch ist sein großes, grün-schwarzes Display und eine Schiebeklappe, die zum Schutz der Tastatur gedacht ist. Es war das erste WAP Handy, mit dem man mobil im Internet surfen konnte. Ein ähnliches Modell wurde im Film Matrix benutzt, dabei handelte es sich allerdings um das Nokia 8110. Das Telefonbuch kann bis zu 1.000 Namen speichern und jedem Namen können bis zu 3 Rufnummern zugeordnet werden. Zur Ausstattung gehören auch 4 Spiele, darunter das bekannte Nokia-Spiel „Snake“. Im Standby-Betrieb beträgt die Akkulaufzeit bis zu 260 Stunden (nahezu 11 Tage!) und beim Sprechen bis zu 4,5 Stunden.
Im Jahr 1999 warf die kommende Jahrtausendwende ihre Schatten voraus. Alle möglichen Weltuntergangs-Prophezeiungen machten die Runde und die Menschen befürchteten einen globalen Computer-Crash. Die Botschaften der USA in Nairobi und Daressalam wurden von Al Quaida in die Luft gesprengt und in Deutschland konnte man eine totale Sonnenfinsternis beobachten.
Motorola International 3200
Das Handy von Motorola erlebte 1992 seine Markteinführung in Deutschland. Wegen seiner Form erhielt es den Spitznamen Knochen. Es wiegt etwas mehr als 500 Gramm. Der Akku gestattete es, maximal 110 Minuten zu sprechen, die Standby-Zeit beträgt offiziell 24 Stunden, wurde aber in der Praxis nie erreicht. Das Motorola International 3200 war das erste Handy, das im neuen D-Netz funktionierte. Mit Vertrag kostete es seinerzeit den stattlichen Preis von 3.000 bis 8.000 DM. Seine Sendeleistung beträgt 2 Watt, das Gerät war noch nicht für das Senden und Empfangen von SMS ausgelegt.
Im Jahr 1992 eskalierte der Bürgerkrieg in Jugoslawien und der UN-Sicherheitsrat sah sich gezwungen, einzugreifen und Truppen zu entsenden. Sowohl in Rostock als auch in Mölln kam es zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen, bei denen Asylbewerberheime angegriffen und teilweise in Brand gesteckt wurden.
Sony CM-H333
Das Handy wurde im Jahr 1993 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Weil seine Form und Größe in etwa der des seinerzeit populären Schokoriegels entsprachen, bekam es den Spitznamen „Mars-Riegel“. Das Handy verfügt über eine ausziehbare Antenne. Um ein Gespräch zu führen, muss das untere Teil mit dem Mikrofon aufgeklappt werden. um den Anruf zu beenden, wird es wieder zugeklappt. Das Sony CM-H333 war seinerzeit eine gute Alternative zu den Marktführern Nokia und Motorola. Das Handy verfügt über eine One-Touch-Dial Funktion. Heute ist es ein begehrtes Sammlerstück.
Das Jahr 1993 brachte einige bedeutsame Veränderungen. Als Folge des Bürgerkriegs in Jugoslawien wurde das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag gegründet. Die Tschechoslowakei teilte sich friedlich in die beiden Länder Tschechien und Slowakei und in der ehemaligen DDR wurden die alten Bezirke aufgelöst und die Länder wieder eingeführt, die zuvor bis 1952 bestanden hatten. Es gab neue, fünfstellige Postleitzahlen.